Anekdoten von "Zeitgeschehen"

Im Wechsel erscheinen unter dieser Rurik sowohl Kurzberichte mit Hinweisen über die jeweiligen Baufortschritte an der Pfarrkirche St. Jodokus und über Anekdoten, Erinnerungen und Erlebnisse, die mit der Geschichte der Pfarrei und der Pfarrkirche im Zusammenhang stehen.

 

30 Jahre Streit um Neubau

 

Im Wechsel erscheinen unter dieser Rubrik sowohl Kurzberichte mit Hinweisen zum jeweiligen Baufortschritte an der Pfarrkirche St. Jodokus als auch Anekdoten, Rückblicke, Erinnerungen und Erlebnisse, die mit der Pfarrei und der Pfarrkirche und ihrer Geschichte im Zusammenhang stehen.

 

Heute berichtet der „Nachtwächter“ auch an dieser Stelle, wie bei seinen Rundgängen, über die Entstehung der heutigen Pfarrkirche:

 

Vor gut 110 Jahren entdeckte der damalige Wiesentaler Pfarrer Franz Sales Roth einen vergilbten Zettel hinter der Orgel: „1846 wurde in diese Kirche neu eingezogen“, stand darauf zu lesen. Nach genau 30-jährigen heftigen Streitereien und Auseinandersetzungen über Standort, Ausführung und Finanzierung hatten schließlich 1843 die letztgültigen Entwürfe die behördliche Zustimmung gefunden. Doch dann drängte die Gemeinde auf einen umgearbeiteten und weniger kostspieligen Plan. Erst im März 1844 kam es zu einer Einigung und damit zu einem endgültigen Bauplan.

 

„Im Jahre des Heils 1844, als Großherzog Karl Leopold Friedrich, der Vater seines Volkes, erlauchter Sohn Karl Friedrichs des Einzigen, auf dem Throne seiner Väter saß, und unter dem väterlichen Oberhirten-Amte unseres vielgeliebten Erzbischofs Dr. Herrmann von Vicari, wurde in der Gemeinde Wiesenthal auf diesem Platze, wo vorher die alte, seit mehr als 40 Jahren für diese große Gemeinde zu kleine und höchst baufällige Kirche stand, der Grundstein zu einer neuen Kirche gelegt und eingemauert unter den im erzbischöflichen Rituale vorgeschriebenen Gebeten, unter Glockengeläute und Geschützes-Salven.“ So heißt es in der Urkunde, die, in einem Behältnis verwahrt, zusammen mit dem Grundstein in den Boden eingelassen wurde - und die heute noch vorhanden ist.

 

Die 1739 gebaute und 1742 fertiggestellte Wiesentaler Barockkirche mit einem Zwiebelturm, dem heiligen Jodokus und dem heiligen Nikolaus geweiht, war zu klein geworden. Mit Mühe und Not fanden gerade mal 300 Gläubige Platz. Der Abbruch des alten und in der Tat äußerst baufälligen Gotteshauses, an dessen Wänden seit 1813, wie es hieß, „flatenweise der Speis herunterfällt“, wurde 1844 mit einem Wertanschlag von 1.300 Gulden zum Abriss und zur Verwertung des Baumaterials versteigert.

 

 Zwei Sündenablässe für den Besucher des Wiesentaler Ölbergs

 

Nicht nur im fernen Jerusalem gibt es einen Ölberg. Auch in Wiesental, allerdings nur in Form einer steinernen Figurengruppe, die das biblische Geschehen auf dem Jerusalemer Ölberg darstellt.

 

Der Ölberg ist die erste Station bei den Nachtwächterrundgängen. Große Aufmerksamkeit finden stets seine Erläuterungen. Mit dem Ensemble habe es eine ganz besondere Bewandtnis. Es ist das älteste Überbleibsel vom 1297 gegründeten Wiesental.

 

„Ich habe mir nie den Ölberg näher angeschaut“, sagte ein Teilnehmer. „Ich wusste gar nicht, dass es so etwas in Wiesental gibt“, räumte ein anderer ein. „Wenn ich jetzt vorbeikomme, stelle ich mir, wie unsere Vorfahren im Jahr 1472 wohl gelebt haben“, bekundete eine Frau, die beim ersten Rundgang mit dabei war und nunmehr ein besonderes Auge auf die Ölberganlage wirft.

 

Am jedem Karfreitag gedenken die Christen des Kreuzestodes Christi. Vor seiner Gefangennahme und der anschließenden Hinrichtung hielt sich Jesus im Ölberg auf, wo er in Erwartung der Ereignisse „in Todesangst seinen Vater im Himmel anfleht, den Kelch des Leidens an ihn vorübergehen zu lassen“, schreiben die Evangelisten.

 

Auf dem südöstlichen Teil des Wiesentaler Kirchenplatzes, in der überdachten Ölbergkapelle, die mit einem Eisengitter verschlossen ist, kniet eine steinerne Figur, die auf einen goldenen Kelch blickt. Um Jesus herum sitzen die Jünger Petrus, Jakobus und Johannes, die vom Schlaf übermannt sind. Besonders im Mittelalter diente die Ölbergszene für vielerlei künstlerische Darstellungen.

 

Die Wiesentaler Ölberggruppe, die vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammt, ist das älteste Relikt, das vom alten Dorf übrig geblieben ist. Also überstand das Ensemble die völlige Zerstörung des Dorfes durch die französischen Truppen des französischen Generals Comte de Mélac im Jahr 1689. 1751 verpflichtete sich die politische Gemeinde ausdrücklich und sogar schriftlich, die Ölberganlage „auf alle Zeiten“ zu unterhalten.

 

Aus alten Unterlagen des damaligen Pfarrers Kaspar Ignaz Käpplein, von 1734 bis 1774 Seelsorger in Wiesental, geht hervor, dass ein auswärtiger Pilger, der eine Zeitlang im gegenüberliegenden Gasthaus „Zum Hirsch“ wohnte, in Rom zwei Ablässe „pro visitatione des Ölbergs“ gewonnen haben soll. Also hat sich dieser mit dem Besuch des Wiesentaler Ölbergs immerhin zwei Sündenablässe verdient. Ein Ablass ist ein von der Kirche geregelter Gnadenakt, durch den nach katholischer Lehre zeitliche Sündenstrafen erlassen werden.



Wiesentaler Quasimodo

 

Heute berichtet Werner Schmidhuber, der das Erlebnis auch bei seinen Nachtwächterrundgängen geschildert hat:

 

„1982 hatte der Pfarrgemeinderat beschlossen, die Kirchenheizung zu erneuern und Lüftungskanäle quer durch das Gotteshaus zu verlegen. Dazu müssten lange und tiefe Schächte ausgehoben werden.

 

Fast überall stieß man auf Menschenknochen. Warum? Die Vorgängerkirchen der heutigen Pfarrkirche von 1844/46 waren viel, viel kleiner: nur ein Drittel so groß wie das heutige Bauwerk.

 

Jahrhundertelang war es üblich, dass rings um die Kirche die Gräber lagen. Deshalb auch der Ausdruck „Kirchhof“ für „Friedhof“. Erst 1809 wurde der Wiesentaler Friedhof verlegt: auf den Platz des heutigen Parks.

 

Also stießen die Helfer bei ihren Grabungen auf die vielen alten Gräber. Aus Platzgründen waren sie immer wieder für neue Bestattungen geöffnet worden, so dass mitunter Dutzende von Toten in einem einzigen Grab ruhten.

 

Der inzwischen verstorbene Bruno Heißler und ich schaufelten nebeneinander, als wir im Erdreich einen völlig (von Natur aus) deformierten Schädel fanden. Wir fragten uns, ob er wohl von einem Tier oder einem Menschen stammt. Das muss der Wiesentaler Quasimodo gewesen sein, dachten wir.

 

Wir erinnerten uns an den Glöckner von Notre Dame. Quasimodo gilt als extrem hässliche Gestalt mit einem ebenso hässlichen Aussehen, einem Gesicht wie ein Monster. Die Pariser Bürger verabscheuten ihn aufgrund seiner Missbildung.

 

Wie werden damals die Wiesentaler mit dem Sonderling umgegangen sein? War er überhaupt von hier? War’s ein Soldat, Söldner, Leibeigener aus der Zeit um 1700?  Nach Betrachtung seiner Überreste fand das Skelettteil an einem anderen Platz unter der Kirche seine letzte Ruhe.“ 

 

 

 

 Künstler mit Kunst für die Kirche

 

Heute berichten Anita Medjed-Stumm, bekannte Künstlerin und Geschäftsführerin der „Kleinen Kunstschule“ Wiesental, und Rosemarie Vogel, die ebenfalls schon seit vielen Jahren künstlerisch ambitioniert ist.

 

Rosemarie Vogel erinnert sich: Zum 1. Januar 2005 kam Michael Dimpfel als Kooperator nach Wiesental, wo Pfarrer Günter Hirt in den Ruhestand getreten war. Wir lernten uns kennen und der Neue bat mich irgendwann, mir etwas Künstlerisches für eine Neu- und Umgestaltung des Altarraums einfallen zu lassen. Am Ende der Überlegungen stand ein „Lebensbaum“ auf vier zusammengenähten Laken, der Leben und Tod symbolisierte: auf der einen Seite trug der Baum Blätter, auf der anderen Seite war alles bereits vertrocknet. Mit zum Gesamtbild gehörte eine Frau, die ein Kind in den Händen hielt.

 

Rosemarie Vogel griff auf die Unterstützung von Anita Medjed-Stumm zurück, die, inzwischen 18 Jahre in Wiesental wohnhaft, eine gutgehende „Kleine Kunstschule“ eröffnet hatte. Beide Frauen arbeiteten eng zusammen und schufen weitere imposante Kunstwerke für die Pfarrkirche, so 2007 etwa prächtige Kulissen, die auf die zwölf Stämme Israels hinwiesen.

 

Zudem bemalten sie neu die vorhandenen Krippenfiguren, berichtet Anita Medjed-Stumm. An Ostern beispielsweise gab es eine Darstellung aus Acryl, die das geöffnete Grab Jesu mit den Engeln zeigte. „Ich war in erster Linie für die nicht unerheblichen Zuarbeiten zuständig, für die Farbgebung und die Farbmischung.

 

Obwohl wir immer wieder viele, viele Stunden investieren, macht uns diese Arbeit für die Pfarrkirche und die Pfarrgemeinde stets große Freude. Wir betrachten es als ehrenvolle Herausforderung, den Altarraum etwas farbenfroher zu gestalten und dabei neue Ideen umzusetzen“, so die rührige Chefin der Kunstschule.


Süßes Stückchen für den zu schlanken Pfarrer


Heute berichtet der frühere Pfarrer Michael Dimpfel, vom 1. Januar 2005 bis Ende 2009 als Seelsorger in Wiesental und der Seelsorgeeineit tätig:

„Als angehender Pfarrer hatte ich ein paar Pfarreien zur Auswahl bekommen. Ich war mir nicht sicher, welche ich übernehmen sollte. Auf dem Papier ergaben sich keine großen Unterschiede. Also entschloss ich mich, die in Frage kommenden Orte sozusagen inkognito zu besuchen und persönlich anzuschauen.

 

In Wiesental suchte ich als erstes ein Stehcafe auf, ganz in der Nähe der Kirche. Ich bestellte, und die Bedienung mit einem echten Wissädalä Dialekt reichte mir das gewünschte süße Stückchen zum Kaffee, verlangte aber dafür kein Geld. „So, des schenk ich Ihner, des könnä Se gut vertragä“, sagte sie und musterte mich von oben nach unten. Wahrscheinlich war ich ihr zu schlank. Doch zu diesem Zeitpunkt wusste sie noch nicht, wer ich bin.

 

Ich war völlig überrascht. Wenn alle Menschen hier so freundlich und großzügig sind, so unkompliziert und unverblümt, muss es sich um eine ganz besondere Gemeinde handeln, dachte ich mir. Und letztlich hat dieses kleine Erlebnis im Stehcafe den Ausschlag gegeben, mich für St. Jodokus Wiesental und die gesamte Seelsorgeeinheit zu entscheiden.“


Das letzte Hochamt im Leben

 

Heute berichten Ursula Zimmermann, geborene Martus, und ihre Geschwister Heinz, Anneliese, Werner und Anni:

 

„Dieser Tag, der 21. Januar 1945, sollte für die ganze Gemeinde, besonders aber für unsere Familie, für immer ein Schicksalstag werden und bleiben. Unser Großvater Josef Wittmer machte sich - wie jeden Sonntag üblich - auf den Weg zum Hochamt in die Kirche St. Jodokus. Seine große Leidenschaft galt dem Wiesentaler Kirchenchor, in dem er 23 Jahre lang erster Vorstand war. Des Öfteren übernahm er beim Chor eine Solostimme, so auch an diesem Sonntag. Es sollte für ihn das letzte Mal sein.

 

Als dann, kurz danach 12 Uhr, unsere Pfarrkirche von Spreng- und Brandbomben getroffen wurde und in Flammen aufging, wurde ebenso in der Lußhardtstraße durch einen Volltreffer das Haus unseres Großvaters total zerstört und dem Erdboden gleichgemacht.

 

Er und seine Tochter Anna mit ihrem sieben Monate alten Sohn Helmut wurden dabei sofort getötet. Unsere Großmutter Theresia, die neben ihrer Familie ebenfalls im Keller Schutz gesucht hatte, wurde wie durch ein Wunder schwer verletzt geborgen und überlebte.

Durch die derzeitige Renovierung unserer Pfarrkirche wird uns dieser schicksalshafte Tage wieder schmerzlich in Erinnerung gerufen.

 

Eine positive Erinnerung bleibt: Unser gerade vom Krieg heimgekehrter Vater baute gleich danach auf dem Platz des zerstörten Hauses in der Lußhardtstraße unser heutiges Elternhaus auf. Baumaterial war damals große Mangelware. Deshalb durfte er Bruchstücke der Sandsteinsäulen unserer Kirche für das neue Fundament verwenden, die heute noch sichtbar sind.“

 


Als die Kirche brannte

 

Im Wechsel erscheinen unter dieser Rurik sowohl Kurzberichte mit Hinweisen über die jeweiligen Baufortschritte an der Pfarrkirche St. Jodokus und über Anekdoten, Erinnerungen und Erlebnisse, die mit der Geschichte der Pfarrei und der Pfarrkirche im Zusammenhang stehen. 

 

Heute berichtet Reinhold Heißler, inzwischen 83 Jahre alt, in jungen Jahren bewährter Altardiener, später Pfarrgemeinderat, der gleich mit mehreren Erinnerungen an die gute alte Zeit aufwarten kann (die in Teilen gegliedert veröffentlicht werden):

(Teil 2:) „Es war am Sonntag, dem 21. Januar. Mein Vater und ich saßen gerade am Mittagstisch. Mit Hilfe des Radios, ein Volksempfänger, konnten wir genau verfolgen, in welche Richtung die Bomber an diesem Tag unterwegs waren.

Von unserem Küchenfenster sahen wir plötzlich, dass von einem Begleitflugzeug ein sogenannter Christbaum (eine Markierungsbombe) gesetzt wurde. Gleich darauf hörten wir ein Rauschen über uns und wir kamen gerade noch in unseren Keller, der zum Schutzraum ausgebaut war. Von unten hörten wir das Explodieren von Bomben. 

Nach einiger Zeit trauten wir uns aus dem Keller und auf die Straße. Da sahen wir schon, wie die Flammen aus dem Kirchturm aufstiegen. Mein Vater, obwohl er zu dieser Zeit dank Stalingrad und abgefrorener Zehen schon gehbehindert war, lief, so gut es eben ging, zur brennenden Kirche, um dort noch einige Gegenstände aus der Sakristei zu retten.“ 


Gespannt auf Knochenfunde

Heute berichtet Egon Heger, wohnhaft in der Wag-nerstraße, über seine Erlebnisse im Zusammenhang mit der Renovierung der Pfarrkirche um 1982:

„Der damalige Pfarrer und der Pfarrgemeinderat hat-ten darum gebeten, bei der umfassenden Innenreno-vierung tatkräftig zu helfen. Zu dieser Zeit gab es in der Pfarrei mehrere „Familienkreise“, die sich einmal im Monat im privaten Kreis – immer bei einer anderen Familie – getroffen haben, um sich auszutauschen, um über Gott und die Welt zu reden, aber auch um verschiedene Probleme zu besprechen.

Aus unserem Familienkreis kam die Anregung, sich an den Arbeiten zu beteiligen. Was wir auch taten: Wir haben die Kirche ausgeräumt, uns hauptsächlich an den Ausgrabungen im Kirchenschiff beteiligt, damit ein neuer Fußboden verlegt werden konnte. Mit Schubkarren, Schaufeln und Spaten sind wir aufge-kreuzt, von unseren Frauen mit Essen und Trinken versorgt. Und immer gespannt, ob wir beim Graben wieder auf Knochenreste vom alten Friedhof, der ja früher rings um die alte Kirche angelegt war, stoßen würden.

Auch haben wir uns an der Innenausstattung der Kirche beteiligt und dafür Geld gesammelt. Leider bestehen die Familienkreise in der alten Form nicht mehr. Es sind inzwischen auch einige Frauen und Männer gestorben. WS


Ohrfeigen von Pfarrer Gramlich fürs Glockenläuten

Im Wechsel erscheinen unter dieser Rurik sowohl Kurzberichte mit Hinweisen über die jeweiligen Baufortschritte an der Pfarrkirche St. Jodokus und über Anekdoten, Erinnerungen und Erlebnisse, die mit der Geschichte der Pfarrei und der Pfarrkirche im Zusammenhang stehen. 

Heute berichtet Reinhold Heißler, inzwischen 83 Jahre alt, in jungen Jahren bewährter Altardiener, später Pfarrgemeinderat, der gleich mit mehreren Erinnerungen an die gute alte Zeit aufwarten kann (die in Teilen gegliedert veröffentlicht werden):

„Ich bin einer der letzten Messbuben, die in der alten, dann 1945 zerstörten Kirche ministrierten und auch noch das Stufengebet in Latein lernen mussten. Da zu dieser Zeit meine Körpergröße noch nicht ausreichte, um das Messbuch von der Epistelseite zur Evangelienseite zu tragen, brauchte ich dazu einen Hocker.

Wir Minis mussten damals die schweren Glocken mit der Hand läuten. Die Seile dazu hingen im Haupteingang der Kirche herunter. Zum Anhalten des Geläuts ließen wir uns an den Stricken bis unter die Decke ziehen. Das war ein Spaß!

Wer dabei erwischt wurde, bekam von Pfarrer Gramlich einige Ohrfeigen ab.“ Nach gut 73 Jahren erinnert sich Heißler auch noch schmunzelnd daran, „dass man auf dem Speicher der Kirche sehr gut Fußball spielen konnte.“ 

 


Anekdote  zur Kirchensanierung:

Als Pfarrer Brenzinger betete, dass niemand
vom Kirchturm fällt

In der Wiesentaler Behringstraße trifft sich eine Fünferrunde im Haus der Familie Gerda und Willi Hess, erinnert sich an die Zeit vor rund 70 Jahren und erzählt über einen Teilaspekt des mühseligen Wiederaufbaus der Pfarrkirche St. Jodokus.

Grundlage für die Erinnerungen sind alte Fotografien und ein alter Zeitungsartikel. Dort steht unter anderem zu lesen: Georg (Schorsch) Gentner hatte 1924 sein eigenes Schlossergeschäft gegründet. Weiter ist in dem Bericht zu lesen, dass Frieda Gentner bei ihrem 100. Geburtstag auch über den Wiederaufbau der zerstörten Pfarrkirche erzählte. Etwa, als ihr Mann mit ihrem Sohn Julius „noch in Reichsmark-Zeiten, als das Geld keinen Wert mehr hatte“, Schwerstarbeit leisten musste.

Ohne technische Hilfsmittel – Hubschrauber gab es damals noch nicht – mussten die beiden das riesige Kreuz und die schweren Stahlglocken auf den über 45 Meter hohen Kirchturm hieven und befestigen.

Derweil kniete der damalige Pfarrer Valentin Brenzinger nieder und betete, damit sich kein Unglück ereigne du niemand vom Turm falle.  Alle Kunstschmiedearbeiten und Kerzenleuchter hat mein Schorsch handwerklich hergestellt, ließ damals die Frau zum Geburtstag wissen, als sie auf viele interessante Begebenheiten zurückblickte. 


An der Fünferrunde 2018 beteiligt sich auch Edwin Kattner, der an der Gemeinschaftsarbeit, das Kreuz aus massivem Eisen (gut viereinhalb Meter groß) und die Kugel (die übrigens aus einer Schwetzinger Werkstatt stammte) mit einem Flaschenzug hochzuziehen, maßgeblich beteiligt. „Den ganzen Tag hatten wir zu tun. Zur Mannschaft gehörten auch Werner Wirth, Georg Schröpfer und Helmut Machauer“, erinnert er sich heute

 


Als der Pfarrer mit dem Hausmeister verwechselt wurde
Heute berichtet der frühere Pfarrer Michael Dimpfel, vom 1. Januar 2005 bis Ende 2009 als Seelsorger in Wiesental tätig:


„Ich war erst ein paar Tage in Wiesental, als ich mir das Pfarrzentrum angeschaute. Nach einem Rundgang schloss ich die Eingangstür mit dem Schlüssel ab, als eine Frau mit den Worten auf mich zukam: Dedsch mer mol die Tür uffschließä? I will do noi.

Etwas verdutzt tat ich, was sie wollte. Ihrem Verhalten nach ging sie wohl davon aus, dass ich der Hausmeister bin. Na ja, ich sagte nichts und schloss ihr die Tür auf. Sie nickte dankbar dem gehorsamen „Hausmeister“ zu.


Erst einige Zeit später stellte sie fest, dass ich ja der neue Pfarrer bin. Das war ihr peinlich, ganz besonders, weil sie mich per du angesprochen hatte.

Für mich hatte das Vorkommnis eine gewisse Symbolik. Der neue Pfarrer schließt nicht nur Türen auf, sondern auch die Herzen. Für mich war es ein netter und auch amüsanter Start als Pfarrer von Wiesental, wo es mir sehr gefallen hat und ich immer noch gerne an die schöne Zeit denke.“  WS




www.jodokus-wiesental.de


Kontakt:
Projekt " Kirchensanierung"
Pfarrbüro St. Jodokus Wiesental
Mannheimer Str. 3
68753 Waghäusel-Wiesental
Telefon 07254-1424
info@jodokus-wiesental.de

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